Karrieremessen bieten einiges: zahlreiche Unternehmen auf einen Schlag, viele Kontakte und Gesprächsmöglichkeiten, Infos über Branchen, Berufe und konkrete Jobangebote. Wer sich dabei zurechtfinden will, muss gut vorbereitet sein. Hier gibt es Tipps für einen sicheren Auftritt auf dem Messeparkett.

Herbst ist Messezeit. Wenn die Nächte wieder länger werden, warten traditionell zahlreiche Karriere-Highlights auf Studierende, Absolventen und Young Professionals. Ob auf dem Karriereforum Salzburg, den Karrieremessen der FH Oberösterreich, der Excellence in Graz, der Connect in Klagenfurt, dem Karrieretag Linz oder Veranstaltungen mit speziellen Zielgruppen wie der Jussuccess für Juristen oder der Master and More in Wien: Sie alle bringen Studierende und Absolventen mit Arbeitgebern oder Studienbietern zusammen, die Perspektiven für eine erfolgreiche Karriere bieten.

Allen voran geht dabei die Career Calling. Die Veranstaltung des WU ZBP Career Centers in Kooperation mit dem Alumnidachverband der BOKU ist die größte Karrieremesse in Österreich. Die Besucher erwartet auf dem Wiener Messegelände nicht nur die Auswahl zwischen über 130 Ausstellern, sondern ein umfangreiches Programm mit Firmenpräsentationen, Podiumsdiskussionen und kostenlosen Bewerbungsfotos – Elemente, die fast alle großen Jobmessen inzwischen mehr oder weniger umfangreich in ihr Programm integrieren.

Unternehmensinfos aus erster Hand

Doch warum dieser Aufwand? Für die Personalsuche gibt es viele Print- und Digitalkanäle, und die Social-Media-Auftritte der Unternehmen ermöglichen potenziellen Bewerbern ebenfalls eine erste persönliche und lockere Kontaktaufnahme. Dennoch investieren Arbeitgeber oft viel, um sich an aufwendigen Messeständen optimal in Szene zu setzen. Veronika Badics, Leiterin des Bereichs Human Resources beim Handelsunternehmen Hofer, nennt die Gründe für das Engagement: „Bewerber möchten sich ein umfassendes, authentisches Bild vom potenziellen Arbeitgeber machen. Print- und digitale Medien sind bei der Personalrekrutierung natürlich wichtig. Aber das persönliche Gespräch mit Unternehmensvertretern und möglichen künftigen Kollegen können sie nicht ersetzen. Diese Lücke schließen Karrieremessen.

Für Studierende und Absolventen sind die Messen eine ideale Gelegenheit, Unternehmen kennenzulernen und aus erster Hand zu erfahren, welche Jobs sie bieten. „Im direkten Kontakt mit potenziellen Bewerbern können wir individuell auf ihre Interessen eingehen und ihnen unmittelbar mögliche Karrierewege aufzeigen. Das bringt klare Vorteile – für uns genauso wie für die Besucher“, so Badics.

Direkte Kommunikation ist Trumpf

Gefragt, ob es beim Messeauftritt eher darum geht, Bewerber auf das Unternehmen aufmerksam zu machen oder konkrete Bewerbungen zu generieren, antwortet Christiane Supper vom IT-Beratungsunternehmen Navax: „Ganz klar – beides!“ Das Unternehmen kann hier auf die Karrierechancen bei dem österreichischen Microsoft-Partner aufmerksam machen. „Viele branchenaffine Kandidatinnen und Kandidaten kommen aber schon bestens informiert und vorbereitet zum Messestand. Da ‚funkt‘ es oft sofort und sie bewerben sich direkt“, so die Personalexpertin Supper.

Der Besuch einer Karrieremesse ist ein bisschen wie Speed Dating für den Job“, findet Veronika Badics. „Die Atmosphäre ist unverbindlich und locker. Studierende und Absolventen finden viele interessante Gesprächspartner an einem Ort.“ Networking ist dabei ein wichtiger Aspekt: Denn am Messestand treffen die Besucher auf Personen, die genau wissen, wie das Unternehmen tickt. „Direkte Kommunikation ist Trumpf.“

„Vielleicht sprechen Bewerber mit ihren künftigen Abteilungskollegen oder sie erhalten persönliche Tipps für ein erfolgreiches Vorstellungsgespräch“, weiß Personalerin Badics. Zudem wird der Einblick in die Berufsbilder und die Kultur in einem Unternehmen durch den persönlichen Austausch viel greifbarer, so die Erfahrung von Christiane Supper: „Wir nehmen uns Zeit für alle Fragen und beantworten sie aus erster Hand – dafür bekommen wir viel positives Feedback.

Gut vorbereiten

Für die potenziellen Bewerber gilt: Eine gute Vorbereitung ist das A und O beim Messebesuch. „Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck“, betont Veronika Badics von der Hofer KG. „Informieren Sie sich vorab über die Unternehmen, die an der Messe teilnehmen. Wenn Sie sich bereits sicher sind, dass Sie einen bestimmten Stand ansteuern möchten, sammeln Sie erste Infos über den Arbeitgeber und Tätigkeitsbereiche, die Sie besonders interessieren.“ Das ist die Basis, um im persönlichen Gespräch die eigenen Eindrücke überprüfen und vertiefen zu können.

Navax-Personalerin Supper gibt praktische Tipps für den Rundgang über die Jobmesse: „Wenn die Messebesucher sich vorab über Unternehmen informiert haben, können sie mit konkreten Fragen auf die Firmen zugehen. Sinnvoll ist, einen ungefähren Zeitplan zu erstellen und nicht zu viele Unternehmen auszuwählen.“ Denn nicht immer sind die gewünschten Gesprächspartner sofort greifbar. Wenn schon vor der Messe Gesprächstermine vereinbart werden können, sollten Besucher diese Möglichkeit nutzen. So entgeht ihnen kein Unternehmen, für das sie sich besonders interessieren.

Fragen stellen

Übertrieben schüchtern muss sich den Messeständen dann niemand mehr nähern, erklärt Hofer-Personalleiterin Badics: „Scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen! Je größer das Interesse, umso spannender das Gespräch.“ Nach einem gelungenen Austausch sollten die Besucher die Namen des Gesprächspartners und die Kontaktdaten aufschreiben oder um die Visitenkarte bitten. Veronika Badics: „Notieren Sie gleich im Anschluss an das Gespräch die ‚Key Facts‘ über das Unternehmen und mögliche Jobs.“ Am Abend nach der Messe oder noch später fällt dies erfahrungsgemäß schwer.

Einen guten Eindruck hinterlässt bei den Unternehmensvertretern, wer sich gut vorbereitet hat und bereits auf den Arbeitgeber zugeschnittene Bewerbungsunterlagen mitbringt. „Besonders überzeugend ist, wenn Bewerber ihr Interesse durch intelligente Fragen zeigen, die über die Infos auf unserer Unternehmenswebseite hinausgehen“, verrät Christiane Supper aus dem Human-Resources-Team von Navax. Dabei sollten sie auch ihre Interessen und beruflichen Ziele möglichst klar benennen können. Schließlich möchten die Firmenexperten herausfinden, wo sich die Bewerber im Unternehmen mit ihren Kenntnissen und Fähigkeiten einbringen können. Veronika Badics rät deshalb: „Gehen Sie vor dem Besuch der Messe Ihren Werdegang gedanklich durch. So sind Sie auf eventuelle Fragen vorbereitet“ – ganz ähnlich wie in einem formellen Vorstellungsgespräch.

Das richtige Outfit

Zwar geht es auf einer Karrieremesse lockerer zu als in einem Bewerbungsgespräch, schließlich steht meist noch die eher informelle Kontaktaufnahme im Vordergrund, aber auch Karrieremessen sind Networking-Veranstaltungen, bei denen Bewerber mit Unternehmensvertretern in Kontakt treten.

Greifen Sie deshalb zu einem Business-Outfit, in dem Sie sich wohlfühlen und das Ihre Persönlichkeit unterstreicht. So sorgen Sie für ein professionelles Auftreten auf Augenhöhe mit Ihrem Gesprächspartner“, rät Recruiting-Expertin Badics.

Welches Outfit passt, hängt auch davon ab, ob es die Besucher in eine klassische Branche wie den Handel oder den Finanzsektor oder eher in ein junges Start-up zieht. „Wir merken schnell, wenn sich jemand ‚verkleidet‘, also zum Beispiel den Anzug einmal im Jahr aus dem Schrank holt und sonst nur Jeans und Shirt trägt. Das wirkt oft unsicher“, erklärt Christiane Supper vom IT-Unternehmen Navax. Sie empfiehlt als Kleidungsstil, abhängig vom angestrebten Berufsbild, „Business Casual, gepflegt, aber authentisch – Sie müssen sich wohlfühlen“.

Die Messe nachbereiten

Nach der Messe ist im Idealfall vor der Bewerbung. Neue Eindrücke von Unternehmen und Berufsbildern sind gewonnen, vielversprechende Kontakte sind geknüpft.

Diese Infos gilt es nun strukturiert aufzuarbeiten. Welches Unternehmen bot welche Perspektive, sei es für ein Praktikum oder eine Werkstudententätigkeit während des Studiums oder ein Trainee-Programm oder einen Direkteinstieg nach dem Hochschulabschluss? Welche vorher recherchierten Informationen haben sich bestätigt, welches Unternehmen gelangte ganz neu in den persönlichen Fokus?

Die gewonnenen Informationen lassen sich auf jeden Fall nutzen, um nach der Messe mit den Ansprechpartnern in Kontakt zu treten und sich in Erinnerung zu bringen“, erläutert Veronika Badics. „Verweisen Sie etwa in Bewerbungsunterlagen auf den Kontakt auf der Messe. Hier reicht oft schon ein kurzer Dank für das spannende Gespräch im Anschreiben.

Auch wenn gerade kein passender Job verfügbar ist, lohnt es sich, in Kontakt zu bleiben. „Melden Sie sich für den Newsletter an, folgen Sie den Social-Media-Kanälen des Unternehmens und schauen Sie sich kontinuierlich die Stellenausschreibungen an. Oft ergeben sich später neue Perspektiven“, weiß Navax-Personalerin Supper aus Erfahrung.

Wichtig ist dabei jedoch, bei der Kontaktaufnahme im angemessenen Rahmen zu bleiben und Unternehmensvertreter nicht etwa über ihre privaten Social-Media-Profile anzuschreiben. Auch das kommt vor, berichtet Hofer-Expertin Badics. Und in solche Fettnäpfchen sollten Bewerber auf keinen Fall tappen – weder während des Messebesuchs noch danach.


3 Tipps für den Messebesuch

  1. Viele Arbeitgeber informieren schon im Vorfeld der Karrieremesse über ihr Unternehmen, mögliche Gesprächstermine oder besondere Events – entweder auf der Messe- oder der eigenen Website. Diese Infos sollten Besucher intensiv studieren, um auf der Messe gezielt Fragen stellen zu können: je nach persönlichem Interesse etwa über Einstiegspositionen, Weiterbildungsmöglichkeiten, die Kollegen oder Gehaltsperspektiven und Zusatzleistungen.
  2. Nur wer sich wohlfühlt, kommt sympathisch und selbstsicher rüber. Deshalb ist wichtig, dass auch bei der Kleidung nichts zwickt oder kneift. Ob Hosenanzug oder Kostüm, Anzug oder Sakko – die Kleidung am besten schon am Vorabend anprobieren und zurechtlegen. Das erspart unnötigen Stress am Morgen vor der Messe. Welcher Kleidungsstil angemessen ist, hängt von der bevorzugten Branche und dem angestrebten Berufsbild ab.
  3. Manche Messebesucher nähern sich den Messeständen gerne im Rudel mit ihrer Clique. Das wirkt nicht besonders professionell. Schließlich gilt es, sich individuell bei einem potenziellen Arbeitgeber zu präsentieren. Also: Mut fassen, die Messestände ansteuern, die einen am meisten interessieren, dort für sich selbst reden – und sich mit den
    Kommilitonen erst abends bei einem Glas Wein oder Bier über die Messeeindrücke austauschen.

Text: Heinz Peter Krieger
Bild: (c) MATJAZ SLANIC – istock.com