Bernhard Wundsam ist Geschäftsführer des Karriereservices Uniport an der Universität Wien. Im Interview erklärt er, warum Unternehmen auf Traineeprogramme setzen und woran Bewerber ein gutes Traineeprogramm erkennen.

Herr Wundsam, die Organisation eines Traineeprogramms ist aufwendig und kostspielig. Warum bieten Unternehmen diese Art des Einstiegs an?

Es sind vor allem größere Unternehmen, die Traineeprogramme anbieten. Eine kleinere Firma wird sich die Durchführung eines Traineeprogramms gar nicht leisten können. Diese Erfahrung machen wir auch bei unseren Partnerunternehmen, mit denen wir als Karriereservice zusammenarbeiten. Größere Arbeitgeber nutzen Traineeprogramme, um sich einen Pool an Nachwuchsführungskräften heranzuziehen. Die Unternehmen müssen dann nicht immer wieder kurzfristig eine Führungskraft suchen, wenn eine Position frei wird. Stattdessen investieren sie frühzeitig in die Ausbildung junger Leute und können später auf diesen Pool zurückgreifen.

Direkteinsteiger gelangen oft schneller in eine verantwortliche Position. Was haben Trainees von ihrem Programm?

Die Trainees können sich einen guten Überblick über das Unternehmen verschaffen. Das gibt ihnen auch mehr Spielraum, um zu entscheiden, in welchen Bereich es sie später zieht. Die Trainees haben auch die Möglichkeit, sich innerhalb kürzester Zeit im Unternehmen ein Netzwerk aufzubauen, noch bevor sie in eine verantwortliche Position gelangen. Das ist beim Direkteinstieg so nicht möglich. Ein weiterer großer Pluspunkt ist die intensive Betreuung.

Wie sollte die Betreuung aussehen?

In einem gut aufgestellten Traineeprogramm werden die Trainees durch Mentoren begleitet, die meist aus einer höheren Führungsebene kommen. Das ist für die weitere Karriere der Trainees sehr förderlich. Eine andere häufige Besonderheit ist ein eigenes Netzwerk der Trainees. Das schadet der Entwicklung im Unternehmen ebenfalls nicht.

Was zeichnet ein gutes Traineeprogramm außerdem aus?

Die künftige Rolle im Unternehmen sollte klar sein. Dazu muss nicht von Anfang an die Zielposition im Unternehmen im Detail definiert sein. Aber es sollte transparent sein, dass der Trainee etwa in eine Führungsposition gelangt. Schlecht ist dagegen, wenn der Trainee ein Jahr lang mäßig bezahlt arbeitet, ohne eine Perspektive im Unternehmen zu haben. Dann handelt es sich eher um ein getarntes Praktikum. Das erkennt man aber relativ rasch. Die Bezahlung in einem Traineeprogramm liegt meist unter dem Niveau bei einem Direkteinstieg, sollte aber deutlich höher als bei einem Praktikum ausfallen.

Wie groß sind die Übernahmechancen nach einem Trainee- Programm?

Wenn ein Trainee im Programm nicht so performt, wie sich das Unternehmen es vorgestellt hat, kann es schon mal vorkommen, dass es ihn nicht übernimmt. Das ist aber die Ausnahme. Der Trainee wurde mit großem Aufwand aufgebaut, inklusive Trainings on the Job, Schulungen und eventuell Auslandsaufenthalten. Dann ist auch das Interesse da, ihn im Unternehmen zu halten.

Was nehmen Trainees aus ihrem Programm mit – neben einer guten Ausbildung?

Sie erhalten eine größere Legitimation für bestimmte Führungspositionen als Direkteinsteiger, die bestimmte Erfahrungen nicht gemacht haben. Ein typisches Beispiel ist ein Unternehmen mit Außen- und Innendienst. Wer später eine Führungsrolle im Innendienst übernimmt und während seines Programms auch im Außendienst ‚an der Front‘ mitgearbeitet hat, wie es etwa der Handel gerne praktiziert, wird einen stärkeren Rückhalt im Unternehmen haben. Außerdem profitieren die Trainees von dem Netzwerk, das sie sich während des Programms ganz unbefangen in den Stationen aufbauen. Wenn später Probleme zu lösen sind, hilft es unglaublich, bereits einen Überblick über das Unternehmen und die möglichen Ansprechpartner zu haben.

Interview: Heinz Peter Krieger